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Mythos der Liebe: Warum wir keine Märchen brauchen, um wirklich glücklich zu sein

Von Kindesbeinen an begegnen uns zahlreiche Geschichten über die Liebe, die uns prägen – doch mit zunehmendem Alter wirken sie oft wie naive Träumereien.


Mehr dazu heute im #LOVETALK.


Das Märchen vom „glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ ist ein weit verbreitetes Bild: Der mutige Held bezwingt das Ungeheuer, rettet die auserwählte Dame und gemeinsam reiten sie in den Sonnenuntergang. Solche Erzählungen sind jedoch nur eines von vielen Liebesmythen, die uns selten darin bestärken, selbstbestimmt, unabhängig und zufrieden mit uns selbst zu sein.


Der Retter in strahlender Rüstung: Ein Mythos der Liebe


In den klassischen Märchen sind es häufig die Frauen, die zwar im Titel vorkommen, aber selten wirklich das Heft in der Hand halten. Sie erleben Dinge, die ihnen widerfahren – der verzauberte Apfel, der königliche Ball oder der Fluch auf der Spindel –, doch aktiv gestalten tun meist die Männer ihre Geschichte.


Der edle Prinz erscheint wie ein Schicksal, das einem widerfährt. Er ist die magische Lösung, die uns aus ausweglosen Situationen befreit und in eine sorgenfreie Welt entführt, wo bedingungslose Liebe auf uns wartet. Das klingt verlockend, entspricht aber nicht der Realität. Wer sich darauf verlässt, gerettet zu werden, läuft Gefahr, in einer passiven Rolle gefangen zu bleiben. Wirklich verändern können wir nur uns selbst. Hilfe von außen kann unterstützen, doch das eigentliche Steuer liegt in unseren Händen.


Die Suche nach der verlorenen Hälfte: Platons Fabel und ihre Schattenseiten


Eine oft erzählte Geschichte ist die von den Kugelwesen mit vier Armen und zwei Gesichtern, die von den Göttern getrennt wurden und seitdem verzweifelt ihre zweite Hälfte suchen, um vollständig zu werden.


Diese Erzählung suggeriert, dass wir allein nicht genügen und erst durch eine andere Person vollwertig werden. Was für eine bedrückende Vorstellung, dass unser Glück und unsere Identität von einem „anderen Teil“ abhängen sollen! Dahinter steckt außerdem das westliche Ideal der monogamen Zweierbeziehung, das alle anderen zwischenmenschlichen Bindungen wie Freundschaften oder Familie abwertet.


Wer glaubt, ohne einen Partner unvollständig zu sein, übersieht sein eigenes Potenzial und überträgt die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden auf eine unerreichbare Idealperson. Solch eine Abhängigkeit kann eine Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilen, weil sie keine echte Gleichberechtigung und Selbstachtung zulässt.


Realität statt Märchenwelt: Liebe mit Ecken und Kanten


Die Geschichten, die wir über die Liebe hören, haben eine enorme Wirkung auf unser Denken und Handeln. Noch immer wird die romantische Partnerschaft in unserer Gesellschaft oft an die erste Stelle gesetzt, mit der Erwartung von Monogamie und heterosexuellen Normen. Diese Einseitigkeit kann Menschen verunsichern, die sich anders orientieren oder andere Vorstellungen vom Leben und Zusammenleben haben.


Es ist völlig in Ordnung, von einer liebevollen Partnerschaft zu träumen – gerade in schwierigen Zeiten sehnen sich viele nach jemandem, der Halt und Geborgenheit schenkt. Doch wenn wir zu sehr in idealisierten Bildern verharren, verpassen wir das Wesentliche: Liebe zeigt sich im echten, manchmal holprigen Alltag mit all seinen Unvollkommenheiten. Wahre Verbindung entsteht nicht aus Märchen, sondern im ehrlichen Miteinander zwischen Menschen mit Fehlern, Schwächen und Stärken.



Quelle: yourtango.com

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