Ehe im Wandel: Warum immer weniger 30-Jährige in Deutschland noch heiraten wollen

Die Bedeutung der Ehe hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Mehr dazu jetzt in den "Besser Leben News".

Im Jahr 2023 waren in Deutschland rund 68 Prozent der 30-jährigen Menschen noch unverheiratet. Nur etwa ein Drittel war bereits in einer Ehe, während ein kleiner Anteil – etwa zwei Prozent – bereits einen Ehepartner verloren hatte.

Blick zurück: So war es 1990

Ein Vergleich mit dem Jahr 1990 zeigt, wie sehr sich die Lebensentwürfe verändert haben: Damals befanden sich knapp zwei Drittel der 30-Jährigen in einer Ehe. Nur etwa 28 Prozent waren ledig, sechs Prozent geschieden und ein Prozent verwitwet. Die Zahlen stammen aus einer Auswertung des "Zeit Magazins", die sich auf Informationen des Statistischen Bundesamts stützt.

Spätere Hochzeiten

Nicht nur die Zahl der Eheschließungen hat sich verändert – auch das Alter beim Heiraten ist gestiegen. Anfang der 1990er-Jahre betrug das durchschnittliche Alter bei der ersten Heirat rund 27 Jahre für Frauen und knapp 29 Jahre für Männer. Im Jahr 2023 lag das Durchschnittsalter für die erste Ehe bei etwa 32,8 Jahren bei Frauen und 35,3 Jahren bei Männern.

Gesellschaftlicher Wandel als Ursache

Laut Anne-Kristin Kuhnt, Juniorprofessorin für Demografie an der Universität Rostock, sind diese Entwicklungen auf ein komplexes Zusammenspiel gesellschaftlicher und individueller Faktoren zurückzuführen. Vor allem habe sich das Verständnis von Familie und Partnerschaft verändert: Zusammenleben ohne Trauschein – auch mit Kindern – sei heute gesellschaftlich weitgehend anerkannt.

Finanzielle Unabhängigkeit verändert Beziehungsdynamik

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gestiegene ökonomische Eigenständigkeit vieler Frauen. Da Frauen heute häufiger berufstätig sind, sind sie seltener auf das Einkommen eines Partners angewiesen. Das stärkt ihre Position innerhalb einer Beziehung und beeinflusst auch Entscheidungen rund um Ehe und Familiengründung.