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Sexualität von Anfang an: Wie ihr euer Kind natürlich und einfühlsam begleiten könnt

Früher kamen Kinder oft erst durch Schulunterricht oder Jugendmagazine mit dem Thema Sexualität in Berührung. Diese Zeiten sind vorbei – zum Glück!


Mehr dazu heute in #MOMMYTIME.


Sexualität ist nicht einfach ein Thema für später, sondern ein natürlicher Bestandteil der Entwicklung, der von Anfang an eine Rolle spielt. Eltern können ihr Kind am besten unterstützen, indem sie offen und sensibel auf Fragen eingehen.


Entdeckungsreise: Kindliche Neugier ist ganz normal


Kinder erkunden spielerisch ihren Körper – und das ist völlig normal. Sie nehmen ihre Entdeckungen aber nicht als „Sexualität“ wahr, wie Erwachsene es tun. Dass Berührungen der Genitalien angenehme Empfindungen hervorrufen können, gehört genauso dazu wie das Untersuchen der Hände oder Füße. Falls ihr euch als Eltern unwohl fühlt oder euch fragt, ob gewisse Verhaltensweisen problematisch sind (zum Beispiel das Reiben auf einem Kissen), denkt daran: Eure eigene Perspektive ist nicht die eures Kindes.


Ein positives Körpergefühl vermitteln


Von Geburt an sammelt ein Kind Erfahrungen mit Berührung – beim Stillen, Kuscheln oder sich selbst Erkunden. So lernt es: „Mein Körper ist wertvoll.“ Erst durch gesellschaftliche Einflüsse entstehen Unsicherheiten oder Schamgefühle. Eltern können viel dazu beitragen, dass ihr Kind eine gesunde Beziehung zu seinem Körper entwickelt. Die Botschaft sollte lauten: „Dein Körper ist genau richtig, so wie er ist.“ Achtet auch auf eure eigene Haltung: Wenn Mama oder Papa ständig an sich selbst herummäkeln („Meine Beine sind zu dick“), prägt das unbewusst das Selbstbild des Kindes.


Aufklärung: Kein großes Thema, sondern ein natürlicher Prozess


Wann ist der richtige Zeitpunkt, um über Sexualität zu sprechen? Am besten frühzeitig und beiläufig – genau wie bei anderen Fragen. Es gilt: Wenn ein Kind alt genug ist, eine Frage zu stellen, ist es auch bereit für eine altersgerechte Antwort. Wichtig ist, nicht mehr zu erklären, als nötig. Während einem Dreijährigen oft schon ein einfaches „Babys entstehen, weil Mama und Papa sich liebhaben“ reicht, wird ein älteres Kind gezielter nachfragen – und dann kann man genauer antworten.


Doktorspiele und Selbstentdeckung: Wie Eltern reagieren können


Ab dem Kleinkindalter interessieren sich Kinder nicht mehr nur für ihren eigenen Körper, sondern auch für die Unterschiede bei anderen. Bei sogenannten Doktorspielen erkunden sie neugierig ihre Freunde. Solange sich kein Kind unwohl fühlt, sind diese Spiele harmlos. Falls ihr eine solche Situation beobachtet, könnt ihr gelassen bleiben, aber auch behutsam Regeln setzen: Niemand darf gezwungen werden, niemandem soll wehgetan werden, und keine Gegenstände gehören in Körperöffnungen. Auch Selbstberührungen sind normal, sollten aber in den privaten Bereich verlegt werden – zum Beispiel nicht am Esstisch.


Richtige Begriffe nutzen: Warum es nicht „alles nur Po“ ist


Viele Eltern benutzen verallgemeinernde Begriffe wie „Po“, wenn sie mit ihren Kindern über den Intimbereich sprechen. Dabei nennen wir andere Körperteile doch auch beim richtigen Namen! Wenn Kinder wissen, dass es „Penis“ oder „Vulva“ heißt, können sie Fragen und Beschwerden klarer äußern. Falls euch die medizinischen Begriffe unangenehm sind, könnt ihr vorerst kindgerechte Alternativen wie „Mumu“ oder „Pipi“ verwenden. Gleichzeitig sollten Kinder von Anfang an lernen, dass ihre Intimzone Privatsache ist: Nur sie selbst dürfen ihren Körper erkunden, und nur Mama, Papa oder der Arzt (in Anwesenheit der Eltern) dürfen ihn pflegen oder untersuchen.


Grenzen setzen und respektieren lernen


Kinder haben von Natur aus Interesse an Geschlechtsunterschieden und stellen manchmal sehr direkte Fragen – oder möchten beim Baden die Eltern genauer untersuchen. Ihr müsst dabei nicht alles erlauben, wenn es euch unangenehm ist. Ein klares „Nein, das möchte ich nicht“ zeigt eure persönlichen Grenzen und lehrt das Kind eine wichtige Lektion: Grenzen müssen respektiert werden.


Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch das „Nein“ des Kindes zählt. Ein Kind, das nicht mehr gekitzelt werden will, sollte nicht zum Spaß weitergekitzelt werden. Ein Kind, das sich nicht auf der Wiese umziehen möchte, sollte die Möglichkeit haben, in die Kabine zu gehen. So lernt es: „Mein Nein zählt und wird ernst genommen.“ Diese Erfahrung stärkt sein Selbstbewusstsein – und hilft später auch, sich in anderen Situationen abzugrenzen.


Vielfalt und Toleranz von klein auf fördern


Jedes Kind ist anders, auch in seiner Entwicklung und Wahrnehmung von Geschlecht und Sexualität. Kinder nehmen Unterschiede oft unbefangen wahr: Dass Marie Kohlrabi mag und Theo lieber Johannisbeeren isst, ist für sie genauso selbstverständlich wie die Tatsache, dass es Familien mit Mama und Papa, aber auch mit zwei Papas oder zwei Mamas gibt.


Gleichzeitig nehmen Kinder gesellschaftliche Erwartungen auf. Wenn Paul in der Kita nicht mit Puppen spielen darf, „weil das nichts für Jungs ist“, ist es an uns Erwachsenen, solche Stereotype aufzubrechen. Ein offenes Gespräch kann helfen, starre Rollenbilder gar nicht erst entstehen zu lassen. Vor allem sollten Kinder das Gefühl haben: „Ich bin okay, so wie ich bin.“


Fazit: Eine natürliche und entspannte Haltung hilft


Kinder lernen am besten, wenn Sexualität nicht als Tabuthema behandelt wird. Je selbstverständlicher und offener ihr mit Fragen umgeht, desto natürlicher wird das Thema für euer Kind. Das bedeutet nicht, dass es keine Regeln gibt – aber Respekt, Wertschätzung und ein gesundes Körpergefühl sollten immer im Mittelpunkt stehen. So kann sich euer Kind frei entfalten und mit einem positiven Selbstbild aufwachsen.


Quellen: Profamilia, BzgA, bpb, regenbogenfamilien-nrw.de

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