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Computerpanne im Bildungssystem: Über 20 Jahre lang hunderte Lehrerstellen nicht besetzt

Über zwei Jahrzehnte lang wurden in Baden-Württemberg hunderte Lehrerstellen nicht besetzt – obwohl im Haushalt ausreichend finanzielle Mittel vorhanden gewesen wären. Der Grund für diesen gravierenden Fehler: eine technische Panne im System des Kultusministeriums. Alles dazu in den Nachrichten im LSJonline-Mittagsmagazin.


Unerklärte Lücke: Budget vorhanden, Stellen unbesetzt


Das Kultusministerium hatte die notwendigen Mittel jährlich eingeplant, doch offenbar verhinderte ein Programmierfehler in den internen Abläufen, dass diese Mittel auch zur tatsächlichen Besetzung von Lehrerstellen führten. Die Folge: Schulen mussten auf dringend benötigtes Personal verzichten – und das über viele Jahre hinweg.


Entsetzen im Ministerium


Theresa Schopper, Kultusministerin und Mitglied der Grünen, reagierte mit deutlicher Betroffenheit auf die Enthüllungen. Sie sprach von einer schockierenden Situation: „Ich bin schockiert und erschrocken.“


Jetzt, wenige Wochen vor Beginn der Sommerferien, will das Ministerium schnellstmöglich die entstandene Lücke schließen. Die Zeit drängt, denn die Stellenbesetzungsphase läuft auf Hochtouren. „Wir haben die Bewerber, wir müssen das mit Hochdruck angehen, damit im Regierungspräsidium die Verträge fertiggemacht werden“, betonte Schopper.


Bildungsausschuss soll klären, wie es dazu kam


Die Fraktionen von SPD und FDP im Landtag kündigten eine außerordentliche Sitzung des Bildungsausschusses an, die bereits für die kommende Woche geplant ist. Ziel ist es, die Ursachen der langjährigen Versäumnisse umfassend aufzuarbeiten.


Keine direkten Kosten – aber großer Schaden für das Bildungssystem


Nach Angaben des Finanzministeriums hat der Fehler keinen unmittelbaren finanziellen Verlust verursacht. Die nicht vergebenen Stellen bedeuteten auch: kein Geld wurde ausgezahlt. Dennoch entspricht die Summe der nicht genutzten Mittel etwa 120 Millionen Euro – ein Betrag, der nun im Raum steht.


Gewerkschaften üben scharfe Kritik


Die Bildungsgewerkschaften zeigen sich fassungslos über die Entwicklungen. Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, äußerte sich deutlich: „Seit über 20 Jahren weisen wir auf den Lehrkräftemangel hin.“Er forderte, dass die eingesparten Gelder nun direkt in das Bildungssystem zurückfließen müssen. „Eine vollumfängliche Zuführung der nicht abgeflossenen Mittel an die Schulen“ sei dringend notwendig.


Auch Monika Stein, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), macht klar, dass Nachholbedarf bestehe: „Jeder Euro, der in den vergangenen Jahren auf Kosten der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Lehrkräfte nicht an die Schulen geflossen ist, muss für die dringend nötigen Investitionen wie Ganztagesausbau, Inklusion und bessere Förderung zurückgezahlt werden.“

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