Nähe wagen: Wie du die Angst vor Intimität erkennst und überwindest
- Redaktion Mittagsmagazin
- 19. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Fühlst du dich in Gesprächen oft auf Smalltalk beschränkt? Traust du dich in Beziehungen nicht, dich wirklich zu zeigen? Dann könnte hinter deinem Verhalten die Angst vor Nähe stecken – auch bekannt als Angst vor Intimität.
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Viele verbinden Nähe sofort mit romantischen Beziehungen, doch Intimität existiert in allen zwischenmenschlichen Verbindungen: zwischen Freund:innen, Familienmitgliedern und Partner:innen. Dass manche Menschen davor zurückschrecken, ist häufiger, als man denkt. Die Angst versteckt sich geschickt – oft durch emotionales Verschließen oder unbewusste Selbstsabotage. Wichtig zu wissen: Schuldgefühle sind hier fehl am Platz. Die Ursache liegt selten in unserem Verhalten, sondern meist in vergangenen Erfahrungen.
Formen von Nähe
Körperliche Nähe: Berührungen, Kuscheln oder Sex
Emotionale Nähe: Gefühle teilen und eine persönliche Bindung aufbauen
Intellektuelle Nähe: Gedanken, Ideen und Meinungen austauschen
Erfahrungsbasierte Nähe: Gemeinsame Aktivitäten erleben und Zeit miteinander verbringen
Warum entsteht die Angst?
Die Wurzeln liegen häufig in der Kindheit. Viele Menschen entwickelten diese Angst durch frühere Verletzungen oder Zurückweisungen. Psychotherapeut Stephen Hirsch erklärt: „Misshandlung, Suchtprobleme der Eltern, Scheidungen oder andere schwierige Situationen prägen das Gefühl, dass Verletzlichkeit riskant ist.“
Manche fürchten körperliche Nähe, andere emotionale, zum Beispiel nach traumatischen Erfahrungen. Doch es müssen nicht immer extreme Ereignisse sein. Selbst ein Elternhaus, in dem die eigenen Bedürfnisse als Kind wenig Beachtung fanden – etwa wegen Stress, Arbeit oder psychischer Belastungen der Eltern – kann langfristige Unsicherheit erzeugen. Wer als Kind gelernt hat, dass Bedürfnisse nicht erfüllt werden, entwickelt oft Angst davor, sich später anderen zu öffnen.
Typische Anzeichen von Angst vor Nähe
Immer wieder neue Dates: Du triffst neue Menschen, aber Beziehungen bleiben oberflächlich, obwohl du es eigentlich anders möchtest.
Tiefe Gespräche vermeiden: Dein Alltag ist so verplant, dass es kaum Raum für echte emotionale Verbindung gibt.
Abnehmende Anziehung: Nach kurzer Zeit verlierst du das Interesse an deinem Partner oder deiner Partnerin – oft ein unbewusster Schutzmechanismus.
Selbstsabotage: Beziehungen enden abrupt oder du verhinderst Nähe, bevor sie entstehen kann.
Emotionale Verschlossenheit: Du hast Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen, selbst wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Wege aus der Angst
Angst vor Intimität ist normal und weit verbreitet. Der erste Schritt: sich selbst besser verstehen. Wer lernt, eigene Gefühle anzunehmen und zu reflektieren, kann sich auch anderen gegenüber öffnen.
Im Alltag hilft es, achtsam zu beobachten, wann du Nähe zulässt und wann du dich zurückziehst. Analysiere diese Momente, um Muster zu erkennen.
Professionelle Unterstützung kann ebenfalls wertvoll sein. Einzel-, Paar- oder Gruppentherapien bieten die Möglichkeit, alte Verletzungen aufzuarbeiten, die Ursachen zu verstehen und eine gesunde Beziehung zu sich selbst zu entwickeln.
Das Wichtigste: Scham hat hier keinen Platz. Akzeptiere deine Ängste, erforsche sie und lerne, sie zu verstehen. Mit der Zeit verlieren sie ihre Macht und echte Nähe wird wieder möglich.