Rentenreform gefordert: Bundeswirtschaftsministerin Reiche plädiert für längere Lebensarbeitszeit
- Redaktion Mittagsmagazin

- 27. Juli
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Die steigende Lebenserwartung und der demografische Wandel setzen die deutschen Sozialsysteme zunehmend unter Druck. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche warnt vor den Konsequenzen und fordert grundlegende Veränderungen – auch mit Blick auf internationale Beispiele wie die USA. Alles dazu in den Nachrichten im LSJonline-Mittagsmagazin.
„Der demografische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen“, erklärte Reiche in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Kritik: „Zwei Drittel Arbeiten, ein Drittel Rente“
Reiche betonte, dass das Verhältnis von Arbeits- und Ruhestandsjahren langfristig nicht tragbar sei: „Es kann jedenfalls auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen.“
Die CDU-Politikerin kritisierte zudem, dass viele Bürgerinnen und Bürger die Realität des demografischen Wandels nicht akzeptieren wollten. Sie sprach sich dafür aus, sowohl mehr als auch länger zu arbeiten. Gerade in weniger körperlich belastenden Berufen gebe es Menschen, die dazu bereit und in der Lage seien.
Reiche: Reformen reichen nicht aus
Laut der Ministerin seien die bisherigen Reformen, wie sie im Koalitionsvertrag festgehalten sind, auf lange Sicht nicht ausreichend. Sie warnte: „Die sozialen Sicherungssysteme sind überlastet. Die Kombination aus Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben machen den Faktor Arbeit in Deutschland auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig.“
Sozialflügel der CDU und Verbände widersprechen
Doch Reiches Aussagen stoßen auf deutliche Kritik – selbst in den eigenen Reihen. Christian Bäumler, stellvertretender Bundesvorsitzender des CDU-Arbeitnehmerflügels, bezeichnete sie als „Fremdkörper“ in der Regierung. Seine Begründung: Reiches Vorschläge hätten keine Grundlage im Koalitionsvertrag.
Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) lehnt die Forderungen ab. Dessen Vorsitzende Michaela Engelmeier warnte: „Es darf nicht zu einer Anhebung des Renteneintrittsalters durch die Hintertür kommen.“
Stattdessen fordert der SoVD eine Erwerbstätigenversicherung, die auch Beamte und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einbezieht.
Gewerkschaften sehen andere Prioritäten
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) meldet Bedenken an. Vorstandsmitglied Anja Piel betonte, dass eine Erhöhung des Rentenalters nicht die Lösung sei: „Für gute Renten muss jetzt auf der Einnahmeseite der Rentenversicherung mehr reinkommen.“ Darüber hinaus sollten gesamtgesellschaftliche Leistungen wie die Mütterrente aus Steuermitteln und nicht aus den Geldern der Rentenkasse finanziert werden.


