Überschuldung steigt wieder: Immer mehr Menschen in Deutschland geraten finanziell unter Druck
- Redaktion Mittagsmagazin

- 17. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Nach einer langen Phase sinkender Überschuldungszahlen verzeichnen Fachleute in Deutschland erstmals wieder einen deutlichen Anstieg. Alles dazu in den Nachrichten im LSJonline-Mittagsmagazin.
Laut dem am Freitag präsentierten Schuldneratlas des Wirtschaftsauskunftsdienstes Creditreform gelten aktuell rund 5,67 Millionen Erwachsene als überschuldet – das sind etwa 111.000 Menschen mehr als noch im Jahr zuvor. Insgesamt bedeutet das einen Zuwachs von rund zwei Prozent. Der Anteil überschuldeter Erwachsener an der Gesamtbevölkerung erhöhte sich von 8,09 auf 8,16 Prozent und markiert damit den ersten Anstieg seit 2018.
Hintergrund: Krisen als Belastungsprobe
Creditreform führt diese Entwicklung im Wesentlichen auf die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre zurück – insbesondere die Corona-Zeit und den Krieg in der Ukraine. Durch die damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten hätten sich die Lebenshaltungskosten spürbar erhöht. Der Leiter der Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, betonte, dass viele Menschen ihre finanziellen Reserven bereits aufgebraucht hätten und deshalb besonders anfällig für Zahlungsausfälle seien.
Soziale Einrichtungen schlagen Alarm
Angesichts der steigenden Zahlen fordert der Deutsche Caritasverband eine bessere Förderung und Ausstattung von Beratungsstellen, die Menschen in finanziellen Schwierigkeiten unterstützen.Präsidentin Eva Welskop-Deffaa mahnte: „Wir dürfen diese Menschen nicht im Regen stehen lassen.“
Die Caritas weist darauf hin, dass Überschuldung häufig ganze Familien betrifft und nicht selten zu erheblichen psychischen Belastungen führt. Viele Beratungsstellen melden eine deutlich erhöhte Nachfrage – in etwa zwei Dritteln der Einrichtungen sei sie zuletzt um zehn bis 30 Prozent gestiegen. Große Sorgen bereite insbesondere die wachsende Zahl junger Menschen, die sich durch Ratenkäufe und gängige „Buy-now-pay-later“-Angebote in schwierige finanzielle Situationen brächten.
Wer als überschuldet gilt
Creditreform – ein Unternehmen mit Sitz in Neuss, das Bonitätsdaten sammelt, auswertet und jährlich den "Schuldneratlas Deutschland" veröffentlicht – definiert Überschuldung als eine dauerhafte Situation, in der Ausgaben langfristig die Einnahmen übersteigen und weder Ersparnisse noch Kreditrahmen verfügbar sind. Die Fachleute von Creditreform rechnen nicht damit, dass sich dieser negative Trend rasch wieder umkehrt. Vielmehr gehen sie davon aus, dass sich die Lage bis 2026 weiter verschärfen dürfte.


