Anstieg von Essstörungen: Besonders weibliche Jugendliche sind von Social-Media-Druck betroffen
- Redaktion Mittagsmagazin
- vor 17 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Die zunehmende Verbreitung von Selbstoptimierung auf Social Media geht offenbar mit einer besorgniserregenden Zunahme von Essstörungen einher – insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hervor. Alles dazu in den Nachrichten im LSJonline-Mittagsmagazin.
Mädchen zwischen 12 und 17 besonders betroffen
Laut Auswertung der KKH ist der Anteil von Versicherten im Alter von zwölf bis 17 Jahren, bei denen eine Essstörung diagnostiziert wurde – darunter Magersucht, Bulimie oder Binge Eating – in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie, stieg die Zahl der Fälle je 10.000 Versicherte von 101 auf 150. Dies entspricht einer Zunahme von beinahe 50 Prozent – ein Anstieg, der in keiner anderen Alters- oder Geschlechtergruppe so stark ausfiel.
„Eine große Belastung“ durch Social Media
Die KKH sieht in sozialen Netzwerken einen entscheidenden Auslöser für diesen Trend. Die dort verbreiteten Schönheitsideale und der Druck zur ständigen Selbstverbesserung können bei Jugendlichen schwerwiegende Auswirkungen haben.
KKH-Psychologin Franziska Klemm erklärt:
„In einer Lebensphase, in der die eigene Identität noch nicht gefestigt und das Selbstwertgefühl oft nur schwach ausgeprägt ist, können solche übersteigerten Ansprüche an das eigene Aussehen zu einer großen Belastung werden.“
Einfluss von Online-Inhalten auf das Körperbild
Ein intensiver Konsum sozialer Medien wirkt sich laut Klemm negativ auf das Selbstbild vieler junger Menschen aus:
„Je intensiver die Nutzung sozialer Medien ist, desto größer ist auch das Risiko für eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und damit verbundene Essstörungen.“
Für die Analyse wurden Abrechnungsdaten aus den Jahren 2019 bis 2023 ausgewertet. Die Grundlage bildeten rund 1,66 Millionen Versicherte, darunter etwa 90.300 Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren.
Mädchen häufiger betroffen als Jungen
Nach Einschätzung der KKH sind insbesondere Mädchen gefährdet. Sie seien häufiger empfänglich für Inhalte, die Körperideale inszenieren, und verglichen sich eher mit anderen. Zudem sei ihnen oftmals nicht bewusst, dass die dargestellte Realität auf Social Media meist inszeniert sei. Während Stars früher unerreichbar schienen, vermitteln Influencer auf Plattformen heute den Eindruck von Zugänglichkeit – was den Druck zusätzlich erhöhen könne.
Im Gegensatz dazu blieb die Zahl betroffener Jungen im gleichen Alter weitgehend konstant: Der Anstieg lag lediglich bei rund vier Prozent – von 34 auf 36 Fälle je 10.000 Versicherte.
Auch junge Frauen über 18 zunehmend betroffen
Nicht nur Teenager sind betroffen: Bei Frauen zwischen 18 und 24 Jahren verzeichnete die Krankenkasse einen Anstieg der diagnostizierten Essstörungen um rund 25 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl aller betroffenen Frauen im Vergleichszeitraum um 10,4 Prozent.
Fast eine halbe Million Betroffene
Den Berechnungen der KKH zufolge litten 2023 rund 460.000 Menschen in Deutschland an einer ärztlich diagnostizierten Essstörung. Bemerkenswert: 7,5 Prozent der Betroffenen waren Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren.
(dpa)