Hitzeschutz beginnt im Körper: Warum wir das Schwitzen trainieren sollten
- Redaktion Mittagsmagazin
- vor 3 Tagen
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Die Sommer werden zunehmend heißer – und mit den steigenden Temperaturen wächst auch die Belastung für unseren Organismus. Doch wie gehen wir am besten mit der Hitze um?
Mehr dazu heute in #LIVELIFE.
Ein Fachmann erklärt, warum Schwitzen nicht nur eine natürliche Reaktion ist, sondern auch aktiv trainiert werden sollte.
Schatten, Ruhe, Flüssigkeit: Die Grundregeln bei Hitze
Während sich Deutschland mit einer intensiven Hitzewelle auseinandersetzt, kursieren zahlreiche Empfehlungen für den Alltag: viel trinken, körperliche Anstrengung vermeiden und direkte Sonneneinstrahlung meiden. Doch das allein reicht nicht. Wichtig ist auch, dass unser Körper in der Lage ist, seine Temperatur selbst zu regulieren. Laut Professor Hanns-Christian Gunga von der Berliner Charité ist es sogar möglich – und sinnvoll – diese Fähigkeit gezielt zu trainieren. Das machte er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) deutlich.
Schwitzen als Lebensretter
Schweiß ist für viele unangenehm, aber für unseren Organismus überlebenswichtig. Die Haut wird stärker durchblutet und errötet – der Körper beginnt zu schwitzen. Dieser Schweiß verdunstet auf der Haut, wodurch sie sich abkühlt. Gleichzeitig wird das Blut, das durch die gekühlte Haut fließt, heruntergekühlt und kann so auch die inneren Organe vor Überhitzung schützen. Um diesen Prozess zu beschleunigen, schlägt das Herz schneller.
Aber: Ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr funktioniert dieser Kühlmechanismus nicht. Der Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen muss ausgeglichen werden, sonst wird das Blut dicker. Die Folge? "Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Thrombosen können auftreten", warnt Professor Gunga. "Es handelt sich also um einen indirekten Hitzetod."
Wenn der Körper an seine Grenzen kommt
Wird die Körpertemperatur nicht mehr effektiv abgesenkt, wird es kritisch. "Schon ab 38 bis 39 Grad geraten auf molekularer Ebene Prozesse aus dem Takt", erklärt Gunga. Der Stoffwechsel leidet, der Körper funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Spätestens bei 43 bis 44 Grad Körpertemperatur ist eine absolute Obergrenze erreicht.
Doch nicht nur die Außentemperatur zählt: Luftfeuchtigkeit, Windverhältnisse und sogar die Strahlungswärme der Umgebung beeinflussen, wie unser Körper auf Hitze reagiert. Und: Besonders ältere Menschen sind gefährdet. Sie verspüren oft keinen Durst, bewegen sich weniger und nehmen Symptome häufig nicht ernst. Das Bundesgesundheitsministerium warnt: "Sie sind oft in ihrer Mobilität eingeschränkt, empfinden weniger Durst, registrieren negative Folgen von Hitze nicht immer und fühlen sich oft gar nicht von der Hitze betroffen. Gerade die eingeschränkte Wahrnehmung der Hitze als mögliche Gefahr kann für ältere Menschen fatal enden."
Warnsignale erkennen: Flüssigkeitsmangel und Überhitzung
Wie merkt man, dass der Körper zu wenig Flüssigkeit hat? Schwindel, Ohrgeräusche, Unwohlsein oder gar Benommenheit sind laut Professor Gunga eindeutige Alarmsignale. In solchen Momenten hilft es, sich in den Schatten zu setzen oder zu legen – und ein großes Glas Wasser zu trinken. Werden die Warnsignale ignoriert, steigt die Gefahr von Kreislaufproblemen oder gar Stürzen, die wiederum zu schwerwiegenden Folgen führen können.
Schwitzen kann man üben – bevor es zu spät ist
Was viele nicht wissen: Die Fähigkeit zu schwitzen lässt sich laut Professor Gunga trainieren. "Man kann rechtzeitig das Schwitzen trainieren, etwa durch regelmäßige Saunagänge und viel Bewegung oder Sport." Das Ziel: Den Körper an höhere Temperaturen gewöhnen. Kommt die Hitzewelle jedoch überraschend, ist es dafür zu spät. Dann gilt es, dem Körper mit ausreichender Flüssigkeit zu helfen, seine Kühlung aufrechtzuerhalten.
Und noch ein Hinweis: Unser Durstgefühl ist nicht unbedingt verlässlich, denn dieses setzt sehr spät ein. Stattdessen sollten wir bewusst viel trinken, auch ohne Durst.